Ärger mit Kollegen am Arbeitsplatz: Was jetzt?

Ärger mit Kollegen am Arbeitsplatz

Leider ist es beinah unvermeidlich, wenn viele Menschen in einem Unternehmen arbeiten, dass es irgendwann zu Ärger und Stress zwischen den Kolleg*innen kommt. Dabei gibt es viele unterschiedliche Gründe, weshalb Konflikte entstehen. Teilweise sind diese vermeidbar, doch bei wiederum anderen müssen Maßnahmen ergriffen werden. Ich beschäftige mich hier mit den häufigsten Ursachen für Ärger am Arbeitsplatz und wie man damit umgehen kann.

Die häufigsten Gründe für Ärger am Arbeitsplatz

Je mehr Menschen miteinander arbeiten, desto höher ist das Konfliktpotenzial. Immerhin ist jeder Mensch anders und somit kollidieren verschiedene Persönlichkeiten, was wiederum den Brennstoff für ein großes Streit-Feuerwerk liefern kann. Dabei müssen Sie zwischen zwei Formen von Ärger unterscheiden. Zunächst haben Sie den Ärger, welcher durch Stress ausgelöst wird. Es ist allgemein bekannt, dass Stress die Reizbarkeit von Personen erhöht, sodass es schneller zu einem Streit kommt. Ansonsten gibt es noch den Ärger, welcher gezielt von Personen ausgeht. Das beste Beispiel ist das klassische Mobbing, welches nicht nur auf Schulräume beschränkt ist. Um die verschiedenen Streitpunkte zu differenzieren, haben wir hier sechs Gründe zusammengefasst, die am häufigsten zu Ärger und Konflikten führen.

1. Mobbing

Mobbing ist aus der Schule bekannt und bezieht sich darauf, dass eine Person oder auch eine Gruppe von Personen dauerhaft eine*n Kolleg*n schikanieren und ihm*ihr das Leben schwer machen. Das kann von leichten Formen des Mobbings reichen, wie die Ausgrenzung aus Aktivitäten, bis zu schwerem Mobbing in Form von Beleidigungen oder persönlichen Angriffen. Was viele Führungspersönlichkeiten nicht wissen, ist, dass nicht nur die gemobbte Person unter dem Mobbing leidet, sondern das gesamte Klima in einem Unternehmen. Deshalb muss von Anfang an eine klare Grenze gegen Mobbing und Beleidigungen am Arbeitsplatz gezogen werden.

2. Wertschätzung

Ein weiterer häufiger Grund ist fehlende Wertschätzung. Meist führt sie zu Stress mit dem*r Chef*in, denn erkennt diese*r nicht die geleistete Arbeit an, entsteht immer mehr Frust bei den Mitarbeiter*innen. Noch schlimmer ist es, wenn lediglich Kritik an der eigenen Arbeit ausgesprochen wird, jedoch das positive Feedback ausbleibt. Solche Mitarbeiter*innen leiden immer mehr an Selbstzweifeln, was sich auch auf die Arbeit niederschlägt. Zugleich steigt die Unzufriedenheit, sodass der Job nur noch halbherzig ausgeführt wird.

3. Ausnutzung

Eine geringe Wertschätzung sowie die offensichtliche Ausnutzung von Mitarbeiter*innen gehen Hand in Hand. Zum Beispiel machen Sie immer mehr Überstunden, sind als Erste*r im Büro und gehen als Letzte*r Heim. Selbst in Ihrer Freizeit sind Sie ständig erreichbar und Sie fühlen sich so, als würden Sie nur noch für Ihren Job leben. In einem solchen Fall ist es selbstverständlich, dass irgendwann Unzufriedenheit und Ärger in einem aufsteigen. Besonders dann, wenn diese Arbeit nicht gewürdigt wird. Stattdessen kommt es zum sogenannte „Collaborative Overload“, auch als Erfolgssyndrom bezeichnet. Das heißt, Mitarbeiter*innen, die gut und viel arbeiten, werden nicht durch Anerkennung oder eine Gehaltserhöhung belohnt, sondern erhalten nur noch mehr Arbeit. Das erhöht das Stresslevel, bis es am Ende zum Burn-out kommen kann.

4. Störungen

Eigentlich wollen Sie nur in Ruhe die Excel-Tabelle abschließen, doch schon wieder stehen Ihre Kolleg*innen neben Ihrem Schreibtisch und halten ein Schwätzchen. Oder die Baustelle ist bereits seit Wochen von morgens bis abends im Einsatz, sodass Bohren, Hämmern und Sägen ohne Unterbrechung in Ihr Büro dröhnen. Aber selbst Gerüche können zu einem Störfaktor werden, wie Büros direkt neben Sanitäranlagen. All diese Störungen sind nicht nur nervig und beeinflussen die Arbeitsqualität und -geschwindigkeit, sondern sie belasten auch den Geist. Andauernde Störungen verringern die Konzentration, machen Mitarbeiter*innen schneller müde und es kann selbst zu körperlichen Leiden, wie Kopfschmerzen, kommen. Zugleich sammelt sich Ärger an, der an irgendeinem Punkt überkocht und heraussprudelt.

5. Gespräche

An beinah jedem Arbeitsplatz sind sie zu finden: Plaudertaschen. Es sind Personen, die nur zu gerne Gespräche führen und Kolleg*innen mit hineinziehen. Erscheinen diese am Arbeitsplatz, wissen Sie genau, dass jetzt wieder ein längeres Gespräch auf Sie zukommt. Einmalig ist das kein Problem und vielleicht sogar eine willkommene Pause, doch je öfter das passiert, desto störender wird es. Besonders dadurch, dass nebenbei keine Arbeit erledigt werden kann. Diese türmt sich immer weiter auf und das führt zu Stress, da natürlich Deadlines auf die Fertigstellung warten. Doch das ist nicht das einzige Problem, denn oftmals bemerken solche Plaudertaschen nicht einmal, dass Sie Ihre Ruhe wünschen. Selbst, wenn Sie es explizit erwähnen, könnte das noch nicht das Problem lösen.

6. Gehalt

In einer Umfrage kam heraus, dass einer der häufigsten Gründe für Ärger am Arbeitsplatz das Gehalt ist. Viele Menschen empfinden, dass das gezahlte Gehalt nicht mit den erbrachten Leistungen übereinstimmt. Noch mehr Ärger kommt auf Sie zu, wenn Kolleg*innen, die vielleicht dieselbe oder sogar weniger Arbeit erledigen, ein höheres Gehalt beziehen. Dadurch steigt das Stresslevel und zugleich sehen es viele Mitarbeiter*innen nicht mehr ein, mehr Arbeit für ein geringeres Gehalt zu leisten. Insofern fällt die Arbeitsmoral und das beeinflusst die Produktivität des gesamten Unternehmens.

Weitere Gründe für Konflikte am Arbeitsplatz

Abweichende Meinungen: Haben zwei Personen am Arbeitsplatz eine unterschiedliche Meinung, kann diese Situation schnell hochkochen.
Persönliche Antipathien: Es ist ganz normal, dass sich einige Personen nicht leiden können. Wird das aber persönlich oder beeinflusst die Arbeit, entsteht ein Problem.
Kommunikationsprobleme: Durch die Körperhaltung, Mimik und Gestik unterhalten sich Menschen, doch es kann passieren, dass sich zwei Personen falsch verstehen. Aus diesem Missverständnis kann wiederum ein größerer Konflikt entstehen.
Konkurrenzkampf: Jede*r kämpft um die besten Plätze im Unternehmen. Je näher Beförderungen oder ähnliche Karrierechancen rücken, desto größer wird der Konkurrenzkampf zwischen den Mitarbeiter*innen.

Warum sollte Ärger am Arbeitsplatz nicht ignoriert werden?

Die sechs genannten Gründe kratzen nur an der Oberfläche, denn je nach Arbeitsplatz kann es zu komplett anderen Ursachen kommen. Außerdem ist es abhängig davon, in welcher Branche Sie arbeiten und wie viele Kolleg*innen Sie haben. Besonders hoch ist das Konfliktpotenzial in Großraumbüros oder an Arbeitsplätzen, wo viele Personen auf kleinstem Raum miteinander auskommen müssen. Am wichtigsten ist, dass dieser Ärger nicht ignoriert wird, sondern aktiv etwas dagegen unternommen wird. Der Hauptgrund ist, dass das gesamte Firmenklima unter Stress und Ärger leidet. Schon eine schlechtgelaunte Person kann die Stimmung von Menschen um sich herum ebenfalls nach unten ziehen. Vergleichbar mit einem Virus, welcher sich schnell ausbreitet.

Zugleich leidet aber auch die Arbeitsmoral. Mitarbeiter*innen haben keinen Spaß mehr am Job und führen deshalb nur die nötigsten Schritte durch, damit die Arbeit erledigt wird. Mit der Zeit kann sogar diese Arbeit immer weiter abnehmen. Ebenso schleichen sich vermehrt Fehler ein. Das passiert häufig, wenn die Konzentration abnimmt, wie durch ständige Störungen oder andere Umweltfaktoren. Im schlimmsten Fall kann das dem Unternehmen viel Geld kosten. Aus diesem Grund muss Ärger am Arbeitsplatz schnell in Angriff genommen werden.

Wie können Mitarbeitende Probleme mitteilen?

Am wichtigsten ist, dass Ärger am Arbeitsplatz nicht ignoriert, sondern es die Pflicht von Vorgesetzten ist, sich für ein angenehmes Arbeitsklima und zufriedene, sowie motivierte Mitarbeiter*innen zu sorgen. Eine große Problematik ist aber, dass viele Mitarbeiter*innen nicht wissen, wie sie ihren Vorgesetzten ihre Probleme mitteilen können. Stattdessen wächst der Frust immer weiter, bis er irgendwann aus einem herausplatzt.

Von daher braucht es Räume und Möglichkeiten, wie Mitarbeiter*innen ihre Probleme mitteilen können, direkt wie indirekt. Das bekannteste Beispiel ist der Kummerkasten, wo Angestellte sogar anonym gewisse Punkte thematisiert können, worüber ansonsten niemand sprechen möchte. Sollten man sich für den Kummerkasten entscheiden, wobei man diesem einen seriöseren Namen geben könnte, ist darauf zu achten, dass er an einem Ort steht, wo Mitarbeiter*innen ungesehen ihre Beschwerden einwerfen können. Dadurch werden Hemmschwelle überwunden und Themen werden sichtbar.

Natürlich gibt es noch andere Möglichkeiten, wie zum Beispiel ein monatliches anonymes Formular, welches an alle Mitarbeitenden ausgeteilt wird. Hier können Punkte wie Probleme, Ärgernisse, Störfaktoren und mehr festgehalten werden. Anschließend werden die Zettel eingesammelt und ausgewertet. Wenn jede*r ein solches Formular ausfüllen soll und zugleich die Abgabe anonym erfolgt, fällt es Mitarbeitenden leichter, gewisse Schwierigkeiten anzusprechen. Letztendlich ist es aber gut, wenn ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Arbeitnehmer*in und Angestellten vorhanden ist. Offene Kommunikation und Aufmerksamkeit hilft. Viele Schwierigkeiten können selbst erkannt werden, wenn sie im guten Kontakt miteinander sind.

Einige Themen sind nicht so einfach sichtbar und tragen evtl auch Teamdynamiken in sich. Hier ist insbesondere Supervision ein gutes Mittel, um regelmäßig auf die Beziehung innerhalb von Teams zu schauen.

Schritt für Schritt zu einer Lösung

Sobald Probleme auffallen, sollten man diese schnellstmöglich angehen. Wie bereits angesprochen, können solche Schwierigkeiten den kompletten Arbeitsalltag behindern und dem Unternehmen dauerhaft schaden. Deshalb hier fünf Schritte zum Umgang mit Herausforderungen.

1. Ursachen erkennen

Der erste Schritt ist, die Ursachen genau zu ergründen. Wie wurde das Problem ausgelöst? Warum ist ein*e Mitarbeiter*in unglücklich? Weshalb kam es zu Stress mit Kolleg*innen? Nur, wenn die echten Ursachen klar sind, können diese aktiv bearbeitet werden. Am ehesten hilft es, wenn allen Beteiligten ein persönliches Gespräch führen. Wichtig: Es kann durchaus sein, dass der Ärger am Arbeitsplatz nicht von der Arbeit an sich herrührt, sondern von privaten Problemen verursacht wird. Dann ist es deutlich schwieriger, solche Konflikte zu managen. Doch wenn dies offen ist, kann Verständnis des Teams erzeugt und somit eine zumindest zeitlich befristete Akzeptanz für bspw. geringere Leitungsfähigkeit ausgehalten und von anderen mit aufgefangen werden.

2. Nicht im Vorwurf, sondern in die Emotion gehen

Bei einem klärenden Gespräch ist es wichtig, dass die beteiligten Personen offen und ehrlich sprechen. Negative Emotionen dürfen nicht gerügt werden, sondern die Personen sollten genau sagen, in ihren eigenen Worten, wo das Problem liegt. Es ist wichtig, dass die Gefühle ans Licht kommen, denn je tiefer diese vergraben werden, desto größer kann der anschließende Konflikt sein. Deshalb ist ein lösendes und ehrliches Gespräch ein Muss.

3. Keine Problemverschiebung, sondern Lösungsorientiertheit

Es ist zu überlegen, welche Schritte unternommen werden können, um Handlungsideen für den Konflikt zu entwickeln. Ein Beispiel: Ein*e Mitarbeiter*in hat sich beschwert, dass sich Kolleg*innen immer in der Nähe seines Schreibtischs sammeln und dort Gespräche führen. Auf den ersten Blick scheint das Problem offensichtlich, sodass die Kolleg*innen über ihr negatives Verhalten aufklärt werden. Jetzt könnte es aber passieren, dass sich diese zwar nicht mehr beim Schreibtisch sammeln, doch dafür woanders. Im Grunde hat sich das Problem einfach verschoben. Deshalb ist es hilfreich, auf das eigentliche Thema zu schauen: „Warum stehen die Kolleg*innen dort am Schreibtisch?“. Vielleicht ist der Grund, dass es keinen passenden Aufenthalts- oder Pausenraum gibt, sodass die Mitarbeiter*innen auf andere Plätze ausweichen müssen. Dieses Beispiel zeigt also, dass ein Konflikt immer von allen Seiten betrachtet werden muss, ehe man vorschnell agiert.

4. Position einnehmen

Der*die Chef*in und Angestellte haben unterschiedliche Aufträge. Eine gute Beziehung zueinander ist wichtig, aber die Klarheit der Position auch. Wer aus dem Wunsch nach Harmonie jeder Forderung nachkommt, wird ins Schwimmen geraten.

Es passiert in vielen Betrieben, dass die Vorgesetzten von allen gemocht werden möchten und sie dadurch Probleme nicht umfassend behandeln. Sie knicken zu jeder Seite ein wenig ein und am Ende ist niemand glücklich. Deshalb muss eine klare und gerechte Stellung bezogen werden. Zu Aufgaben von Vorgesetzten gehört es auch, unangenehme Gespräche der Kritik, evtl auch mal Abmahnungen auszusprechen. Wenn Gespräche und andere Angebote nicht zur notwendigen Veränderung führen.

Externe Unterstützung

Manche Konflikte sind so tief in Ihrem Unternehmen verwurzelt, dass keine passende Lösung zu finden scheint, womit alle Angestellten mitgehen können. Es kann aber auch sehr gut sein, dass Kolleg*innen Stress mit dem*der Chef*in, haben und es somit Hierarchiethemen sind, die nicht alleine miteinander geklärt werden können. In solchen Fällen ist es gut, wenn eine unabhängige Person zur Seite steht und gemeinsam an Lösungsansätzen arbeitet. Hier kommt jemand wie ich ins Spiel, ein*e externe*r Berater*in, Mediator*in oder Supervisor*in. Dadurch, dass Externe nicht direkt in den Konflikt involviert sind, können sie die Situation von außen analysieren und unterstützen, Lösungswege zu finden.

Fazit

Ärger mit Kollegen am Arbeitsplatz oder allgemeine Konflikte sind nichts, was man ignorieren sollte. Aus einer Kleinigkeit kann schnell ein großes Problem für den gesamten Betrieb werden. Besonders, weil die Motivation der Mitarbeiter*innen unter ständigem Stress leidet. Sollten man also bemerken, dass nicht alles in geregelten Bahnen verläuft, oder jemand teilt mit, dass es Probleme gibt, müssen Wege zur Lösungsfindung in Sicht sein. Ein schlechtes Arbeitsklima hält niemand lange aus.

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