Rechtsextremismus in Kindergarten und Kita

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Auch, wenn es vielleicht etwas irritierend erscheint - ja, auch Kitas können anfällig für Rechtsextremismus sein. Bei dem ersten Fall, in den ich involviert war, ging es um eine rechtsextreme Erzieherin, die in einer Einrichtung gearbeitet hat. Sie fiel dadurch auf, dass sie u.a. mit ihrem Mann völkische Lager ausgerichtet hat. Das geschah über eine Organisation, die später aufgrund rechtsextremer Ausrichtung verboten wurde. In dem Lager ging es darum, insbesondere Kinder so zu erziehen, wie die völkischen Rechtsextremisten dies gerne hätten. Möchten Sie, dass Ihr Kind von einer völkischen Rechtsextremistin erzogen wird? - Ich auch nicht. 

Unterschiedliche Ebenen von Rechtsextremismus in Kindergarten und Kita

Rechte Erzieher*in - eine Gefahr für die demokratische Erziehung

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Grade die ersten Jahre unseres Lebens prägen uns ganz besonders. Vor einiger Zeit wurde diese Information auch in der rechtsextremen Szene vernommen, sodass eine Art "Offensive" gestartet wurde, in pädagogische Berufe zu gelangen. Was vorher verrufen war, da es als Feld der "Sozis" galt, wurde eines der relevanten Ziele für die nächsten Jahre. Seitdem gibt es immer mehr Personen der rechten Szene, die Lehrkräfte, Erzieher*innen oder Sozialpädagog*innen werden oder sind. 

 

Im Regelfall ist es sehr schwierig, diese Tendenzen zu erkennen, da die Personen sich nicht als Verfechter*innen der "nationalen Elite" outen, sondern möglichst unentdeckt arbeiten möchten. Bei den meisten Fällen, mit denen ich zu tun hatte, sind uns die Akteur*innen nicht darüber bekannt geworden, dass sich eine Einrichtung gemeldet hat. Stattdessen wurde recherchiert, wer die Personen bei den völkischen Veranstaltungen sind und wo diese arbeiten. Das heißt nicht, dass die Akteur*innen ihre politische Meinung nicht mit in die Einrichtung oder nicht an die Kinder herantragen. Sie machen es nur nicht, wenn sie dabei gesehen werden. Gespräche mit Jugendlichen, die von Lehrkräften unterrichtet wurden, die lange nicht auffällig waren, bestätigten diese Herangehensweise in der Bildung. 

 

Zudem kann es auch ein Ziel sein, ein gutes Verhältnis zu den Kolleg*innen und Familien aufzubauen, um dort, wenn die Beziehung steht, einzelne Akzente zu setzen oder Verweise zu rechten/völkischen Ideologien zu vermitteln. 

Rechtsextreme Eltern - eine große Herausforderung für Kinder

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Dass Einrichtungen sich mit Eltern auseinandersetzen müssen, die auch rassistische bis rechtsextreme Tendenzen zeigen, passiert relativ häufig. Dass es sich dabei um aktive Rechte handelt, gehört ebenfalls immer häufiger dazu. Hier gibt es ganz unterschiedliche Formen, in denen sich diese Sichtweisen äußern. Die einen hetzen im direkten Gespräch über die Flüchtlingspolitik, die anderen halten sich eher bedeckt und drehen einige Aussagen gerne à la NPD. Die sagt nämlich schon seit Jahren, dass sie nicht mehr ausländerfeindlich, sondern inländerfreundlich sei. 

 

Somit gibt es Situationen, in denen martialisch wirkende Männer von Einrichtungsleitungen fordern, dass deren Kinder in die gleiche Gruppe wie ihre Freunde kommen. Es gibt aber auch Eltern, die sich als Elternratsvorsitzende wählen lassen und viel für die Einrichtung tun - so scheint es anfänglich. Später wird dann bspw. die Idee entwickelt, dass man die Kinder der Gruppen doch trennen könne: die "Nichtdeutschen" in die eine Gruppe und die "Deutschen" in die andere, damit die "Nichtdeutschen" Sprachentwicklung machen können. Man selbst würde sich bereit erklären, mit den "Deutschen" Kindern die Themen Heimat und Brauchtum zu behandeln. Dass Kinder Sprachen lernen, indem sie mit anderen Kindern sprechen, wird ignoriert. Das eigentliche Ziel ist auch nicht der Erwerb der deutschen Sprache, sondern Rassentrennung und -bildung. 

 

In der zuerst genannten Situation besteht das Ziel, dass Kinder sich gegenseitig kontrollieren. Sobald eines der Kinder mit einem Kind spielt, mit dem es nicht spielen soll, hat ein anderes Kind den Auftrag, das der Familie zu melden. So soll das Kind wieder richtig "eingeordnet" werden. Verkauft wird dieser Umgang durch eine Antwort wie "Die Kinder kennen sich, sind Freunde und spielen gerne zusammen."

Kinder, die auffällig sind - mehr als Provokation

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Nein, es gibt keine rassistischen oder rechtsextremen Kinder. Aber es gibt Kinder, die von ihren Eltern oder sonst wem rechtsextrem erzogen werden und deshalb auffällig werden. Denn: auch Nazis & Co. haben Kinder.

 

Somit gab es beispielsweise einen Fall, bei dem ein Kind anfing, Kinder in der Gruppe zu selektieren und diese, die seiner Meinung nach nicht deutsch waren, in den Waschraum zu schicken. Es kannte das aus den Filmen des Vaters und empfand es als richtig. Das Kind war 5 Jahre alt.

 

Ein anderes Kind spielte Harry Potter - erstmal kein Problem. Als klar wurde, wer die Eltern sind und was diese machen, war auch klar, dass das Kind Harry Potter spielte, um dies als Methode der familiären Tarnung zu nutzen. Die Eltern erzählten ihrem Kind, dass es bei ihnen so ähnlich sei wie bei Harry Potter.  Sie gehören zu den ganz besonderen Menschen, zur Elite. Harry Potter ist auch besonders, er ist ein Zauberer. Doch die Adoptiveltern von Harry, die keine Zauberer sind, machen ihn fertig, weil sie wissen, wer er eigentlich ist. Würden die anderen Kinder im Kindergarten oder die Erzieher*innen wissen, wer sie eigentlich sind, würden sie ebenfalls versuchen, sie fertig zu machen. Aus diesem Grund solle das Kind nicht erzählen, was sie zu Hause oder am Wochenende bei ihren Veranstaltungen machen. Durch die Angst, die das Kind durch die Erzählungen der Eltern hat, vermeidet es, eine Antwort auf die Frage nach der Freizeitbeschäftigung der Familie zu geben.