Spaltung im Team – Ursachen und Lösungsmöglichkeiten

Spaltung im Team – Ursachen und Lösungsmöglichkeiten

Um eine optimale Arbeitseffizienz zu ermöglichen, ist Zusammenarbeit unter den Mitarbeiter*innen unerlässlich, eine Spaltung im Team ist deshalb unbedingt zu vermeiden. Bei kleineren Betrieben betrifft dies zumeist den gesamten Kolleg*innenkreis, bei größeren Unternehmen sollten zumindest eine weitgehende Einigkeit und ein angenehmes Klima in den jeweiligen Abteilungen und Arbeitsgruppen vorherrschen.
Konflikte unter Menschen sind jedoch nicht zu vermeiden. Bleiben diese über längere Zeit ungelöst, so kommt es zu einer Teamspaltung, wodurch sich die produktive Zusammenarbeit erschwert. Zudem führt ein belastetes Arbeitsklima zu höheren krankheitsbedingten Fehlzeiten der Mitarbeiter*innen und einer steigenden Zahl an Kündigungen.
Welche Umstände führen zu Spaltungen im Team und welche Maßnahmen können Führungskräfte ergreifen, um Teamspaltungen entgegenzuwirken?

Die Bedeutung von Teams im unternehmerischen Alltag

Um zu erkennen, warum Teamspaltungen den unternehmerischen Erfolg gefährden, ist es hilfreich, sich die Gründe in Erinnerung zu rufen, aus denen Teamarbeit in modernen Unternehmen unerlässlich ist.
Die heutige Arbeitswelt erfordert oftmals das Zusammenspiel multidisziplinärer Teams. Verschiedene Menschen mit speziellen Qualifikationen arbeiten im Idealfall perfekt aufeinander abgestimmt zusammen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Dies betrifft nicht nur Teams in privat geführten Unternehmen, sondern die gesamte Arbeitswelt. So muss sich der*die Chirurg*in bedingungslos auf seine*n Anästhesist*in verlassen können und diese Mediziner*innen wiederum darauf, dass die Pflegekräfte ihre Aufgaben verantwortungsbewusst wahrnehmen. Da jedes Mitglied eines Teams über besondere Fachkenntnisse verfügt, ist ein regelmäßiger Austausch über die anliegenden Sachverhalte notwendig. Ein Austausch über sachliche Fragen, der auch gegenseitige Unterstützung mit einschließt, ist nur möglich, wenn die Atmosphäre im Team unbelastet ist. Je mehr Spannungen zwischen den verschiedenen Teammitgliedern bestehen, desto schwieriger fällt die offene und konstruktive Kommunikation.


Ein Team, in dem ein konstruktives und angenehmes Klima herrscht, sorgt zudem für eine höhere Arbeitszufriedenheit. Wer morgens zur Arbeit geht und weiß, dass ihn dort Kolleg*innen erwarten, die er ebenso als Freund*innen bezeichnet, verrichtet die ihm übertragenen Aufgaben mit einer höheren Motivation.

Wie zeigt sich eine Spaltung im Team?

Um die Folgen einer Teamspaltung zu verstehen, ist zunächst darauf hinzuweisen, dass eine solche Spaltung keinen binären Zustand darstellt. Zu sagen, dass ein Team entweder zusammenarbeitet oder gespalten ist, würde den Sachverhalt grob vereinfachen. Eine Teamspaltung ist deshalb als eine Entwicklung anzusehen – nicht umsonst ist umgangssprachlich oft von "Rissen" in zwischenmenschlichen Beziehungen die Rede, die einer Spaltung vorausgehen.
Führungskräfte bemerken eine beginnende Spaltung zunächst oft nicht und sind vermeintlich unerwartet mit aufbrechenden Konflikten konfrontiert.
Verschiedene Warnsignale deuten auf eine sich anbahnende Teamspaltung hin:

  • Die Gesprächskultur ist ein wichtiges Indiz: Sticheln sich die Kolleg*innen untereinander mit ironischen Bemerkungen oder provozieren sie mit Killerphrasen aus, so ist dies für Vorgesetzte ein Alarmzeichen. Killerphrasen sind kurze Aussagen, die das Gegenüber verunsichern und mundtot machen sollen. Sie können unbelegte Behauptungen und Unterstellungen beinhalten oder die Persönlichkeit der anderen Person gezielt angreifen. Beispielhaft ist der Satz "Was hast du eigentlich in deiner Ausbildung gelernt?" zu nennen. Charakteristisch für Killerphrasen ist stets, dass sie keine sachlichen Argumente, sondern pauschale Verurteilungen, Unterstellungen, persönliche Angriffe oder klischeehafte Merkmalszuschreibungen beinhaltet.

 

  • Eine vermehrte Grüppchenbildung deutet ebenfalls auf eine Teamspaltung hin. Bilden sich vereinzelte Mitarbeiter*innengruppen, so bedeutet dies, dass sich bestimmte Mitglieder eines Teams von anderen Kolleg*innen separieren. Eine Sonderform ist die Ausgrenzung einzelner Kolleg*innen, die häufig auf Mobbing hindeutet.

 

  • Weitere Warnzeichen, die zumeist auf ein fortgeschrittenes Stadium der Teamspaltung hindeuten, sind eine erhöhte Fluktuationsrate zwischen verschiedenen Abteilungen, ein über längere Zeit erhöhter Krankenstand und vermehrte mitarbeiterseitige Kündigungen.

Welche Folgen hat eine Spaltung im Team?

Arbeiten die Teilnehmer*innen eines Teams nicht mehr als Einheit zusammen, hat dies für Unternehmen negative Effekte verschiedener Art zur Folge:


Die mangelnde Kommunikation führt zu einer verringerten Produktivität und das Risiko für Fehler steigt. Wer eine*n erfahrene*n oder speziell qualifizierte*n Kolleg*in deshalb nicht um Rat bittet, weil er*sie diese*n als Person nicht ausstehen kann, versucht sich womöglich selbst an der Lösung des bestehenden Problems und macht dabei Fehler. Je nach Branche führt dies nicht nur zu fehlerhaften Produkten, sondern gefährdet im Extremfall die Gesundheit von Unbeteiligten.


Aus einem unangenehmen Arbeitsklima folgt unmittelbar eine geringere Arbeitszufriedenheit und diese schlägt sich in einem höheren Krankenstand und vermehrten Versetzungsanträgen oder Kündigungen nieder. Bei niedriger Arbeitszufriedenheit nehmen Arbeitnehmer*innen gering ausgeprägte körperliche Beschwerden eher zum Anlass, sich krankzumelden, als dies bei zufriedenen Mitarbeiter*innen der Fall ist; andauernder zwischenmenschlicher Stress erhöht zudem das Risiko für die Entstehung psychischer Erkrankungen.

Welche Gründe kann eine Spaltung im Team haben?

Grundsätzlich harmonieren nicht alle Menschen uneingeschränkt miteinander, sodass es regelmäßig zu Konflikten aus verschiedenen Gründen kommt. Dies ist am Arbeitsplatz nicht anders.
So kann zwischen Kolleg*innen eine generelle Antipathie bestehen, welche die Beteiligten nicht rational erklären können. Persönliche Beziehungen und entsprechende Erwartungen und Enttäuschungen spielen häufig ebenfalls eine Rolle.
Bei Konflikten am Arbeitsplatz treten berufliche Aspekte hinzu: Möglich ist, dass Arbeitnehmer*innen ihre Teamleiter*innen nicht akzeptieren oder einzelne Teammitglieder ihre Ansichten und Ideen unbedingt durchsetzen wollen. Machtkämpfe sind ebenfalls ein häufiger Grund für Teamkonflikte, insbesondere wenn es um Aufstiege innerhalb der betrieblichen Hierarchie geht.
Zu diesen persönlichen Gründen treten manchmal inhaltliche Differenzen hinzu: Diese stören vor allem das Klima in Teams, in denen die jeweiligen Zuständigkeiten unzureichend definiert sind oder einzelne Arbeitsabläufe keinem vorgegebenen Prozedere folgen.
Einen Extremfall stellt ein angekündigter Personalabbau dar, der unvermeidlich dazu führt, dass sich die Mitarbeiter*innen in bislang ungeahntem Ausmaß als Konkurrenten betrachten.

Sonderfall Haltungsfragen

Gesellschaftliche und politische Fragestellungen können das Klima innerhalb eines Teams ebenfalls belasten. Dies hat sich besonders deutlich während der Coronapandemie gezeigt. Wenn die politischen und gesellschaftlichen Ansichten einzelner Teammitglieder stark divergieren, führt dies zu Konflikten und kann den einzelnen Personen den Respekt voreinander nehmen. Ein mögliches Resultat sind die zuvor beschriebenen Provokationen der Kolleg*innen untereinander mittels Killerphrasen. Spannungen aufgrund von Haltungsfragen führen zu den gleichen Auswirkungen wie andere Gründe, die für die Spaltung eines Teams verantwortlich sind, sie erfordern jedoch einen anderen Lösungsansatz.

Wie wirken Führungskräfte einer Spaltung im Team entgegen?

Aufgrund der nachteiligen Auswirkungen liegt es im ureigenen Interesse von Führungskräften, jegliche Spaltungen innerhalb der Kolleg*innenschaft zu verhindern. Da Spaltungstendenzen häufig nicht frühzeitig zu erkennen sind, stehen die Verantwortlichen manchmal vor vollendeten Tatsachen, sodass eine gegebene Konfliktsituation vorliegt, die zu moderieren ist.
 
Für Führungskräfte bieten sich verschiedene Möglichkeiten, um ein angenehmes Arbeitsklima wiederherzustellen:

  • Oft hilft bereits ein Gespräch in entspannter Atmosphäre, bei dem die beteiligten Mitarbeiter*innen einander verdeutlichen, was sie aneinander stört. Führungskräfte moderieren das Gespräch, indem sie darauf achten, dass die Gesprächsteilnehmer*innen Ich-Botschaften formulieren und einander nicht mit Vorwürfen überhäufen. Persönliche Gespräche bieten den Beteiligten die Möglichkeit, ihrem Ärger Luft zu machen und ihre Wünsche an das jeweilige Gegenüber zu formulieren.

 

  • Bei Konflikten, deren Ursache tiefer liegt, greifen Führungskräfte auf Techniken der Mediation zurück oder suchen sich Mediator*innen als externe Unterstützung. Die Mediation basiert auf der Grundannahme, dass festgefahrene Konflikte deshalb nicht zu lösen sind, weil die Beteiligten den ursprünglichen Streitgegenstand aus den Augen verloren haben. Gestritten wird nicht mehr um die Sache, sondern um des Streitens willen. Bei einer Mediation übernimmt die Führungskraft oder der*die Mediator*in eine unparteiische Rolle ein. Sie motiviert die Streitenden dazu, ihre Motivationen und Wünsche darzulegen. Auf dieser Grundlage können Kompromisse und Zielvereinbarungen geschlossen werden, die den Frieden zwischen den Teammitgliedern wiederherstellen.

 

  • Konflikte aufgrund von Haltungsfragen können nur beigelegt werden, wenn die verschiedenen Mitglieder eines Teams einander tolerant begegnen. Führungskräfte sollten hier anmahnen, dass sich die einzelnen Teammitglieder an den Werten des Unternehmens und dem gemeinsamen Ziel orientieren. Regeln zum innerbetrieblichen Umgang mit politischen Themen helfen ebenfalls dabei, Konflikte unter Teammitgliedern aufgrund von Haltungsfragen zu reduzieren.

Fazit – Spaltungen im Team erkennen und ihnen entgegenwirken

Nur eine harmonische Arbeitsatmosphäre ermöglicht eine optimale Arbeitsproduktivität. Führungskräfte achten deshalb auf Warnzeichen, die auf eine beginnende Spaltung hinweisen. Je eher Konflikte erkannt werden, desto einfacher lassen sie sich beilegen. Vor allem bei entstehenden Konflikten lassen sich diese durch Gespräche in freundlicher und offener Atmosphäre beilegen. Supervision ist eine gute Möglichkeit, um regelmäßig zu checken, wie das Miteinander derzeit ist.


Bestehen bereits tiefe Gräben zwischen den Mitgliedern eines Teams, eignet sich externe Unterstützung und die Methoden der Mediation zur Konfliktlösung.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0