Konkurrenz im Team: Wann sie nützlich ist und wann sie schadet

Konkurrenz im Team: Wann sie nützlich ist und wann sie schadet

Konkurrenzdenken innerhalb der Belegschaft gibt es wohl in jedem Unternehmen – in manchen Branchen ist es sicherlich stärker ausgeprägt als in anderen und kann zum Teil ungesunde Züge annehmen. In gewissen Maßen ist Konkurrenz jedoch förderlich für die Arbeit der einzelnen Mitarbeiter*innen. Warum das so ist, wie Konkurrenz und Wettbewerb Teams helfen können und wie die Rolle der Führungskraft dabei aussieht, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Welche Arten von Konkurrenz im Team gibt es?

Konkurrenz ist nicht gleich Konkurrenz. Es gibt unterschiedliche Arten in Bezug auf den Konkurrenzkampf. Eines möchte ich vorab verraten: Eine der beiden ist oft förderlich in Bezug auf die Produktiv, die andere ist oft schädlich für das Arbeitsklima.

Inhaltliche Konkurrenz

Konkurrieren Mitarbeiter*innen auf inhaltlicher Ebene miteinander, kann das die Produktivität und das Ideenreichtum fördern – zum Beispiel, indem die Teamleitung zu einem Wettbewerb aufruft. Wird im Teammeeting die Veröffentlichung eines neuen Produkts besprochen, ist ein möglicher Wettbewerb die Entwicklung einer Werbeidee durch die einzelnen Teammitglieder des Marketingteams. Die Führungskraft kann die Motivation dadurch noch erhöhen, dass der*die Mitarbeiter*in mit der besten Idee die Kampagne nach den eigenen Vorstellungen umsetzen darf. Diese Form des Wettbewerbs sorgt dafür, dass Mitarbeiter*innen ihre Kreativität auf ein hohes Level bringen und Ideen in die Arbeitsprozesse einbringen.

Persönliche Konkurrenz

Wenig förderlich hingegen ist die persönliche Konkurrenz zwischen Mitarbeiter*innen. Hier geht es nicht darum, die besten Inhalte zu liefern und aus einem fairen Wettbewerb als Gewinner*in hervorzugehen, sondern um persönliche Querelen. Möchte ein*e Kolleg*in unbedingt besser als alle anderen Teammitglieder sein, kann es nicht nur um inhaltliche Konkurrenz, sondern auch um die Selbstdarstellung und das Erwirken eigener Vorteile auf dem Rücken der Kolleg*innen gehen. Oft ist der Inhalt der Konkurrenzsituation dabei unerheblich, vielmehr geht es um persönliche Rivalitäten und Konflikte. Diese Situation ist auch für Führungskräfte eine Herausforderung, denn in der ersten Zeit fällt nur selten auf, dass gute Ergebnisse nicht immer aus produktivem Wettbewerb entstehen.

Wie kann Konkurrenz im Team helfen?

Entsteht im Team eine inhaltliche Konkurrenzsituation, etwa durch absichtliche Motivation durch die Führungskraft, kann jedes einzelne Teammitglied daran wachsen. Wichtig ist nur, dass die Rahmenbedingungen für den Wettbewerb von Beginn an klar und deutlich geregelt sind, Deadlines, Tabus und Wünsche klar kommuniziert werden. 

Höhere Produktivität durch Wettbewerb

Viele Arbeitnehmer*innen, die leistungsorientiert arbeiten, brauchen den Wettbewerb, um zu Höchstleistungen aufzulaufen. In Konkurrenzsituationen arbeiten sie am härtesten und produktivsten. Aber nicht nur die Produktivität steigt bei viele Arbeitnehmer*innen, wenn sie in Konkurrenz mit anderen stehen: Auch die Kreativität wird so gefördert. Je mehr Ideen in einen Raum geworfen werden, desto kreativer und innovativer muss die eigene Idee sein, um gewinnen zu können. Teams können sich so untereinander zu mehr Kreativität befeuern, Führungskräfte haben auf der anderen Seite den Vorteil, so viele Ideen wie möglich aus dem Team herauszuholen, ohne vermeidbaren Druck auszuüben.

Motivation durch Gamification

Spielerische Wettbewerbe sind für viele Arbeitnehmer*innen ein echter Motivations-Boost. Gerade die Generation Y findet Spaß an solchen Elementen in ihrem Job. Die Arbeit wird durch einen gesunden Wettbewerb zu einer Art Spiel – diese Arbeitsform nennt man auch Gamification. Auf den ersten Blick wenig interessante Aufgaben können so deutlich attraktiver gestaltet werden. Wird zum Beispiel ein neues Layout für die nächste Jahresbudgetplanung benötigt, reißt sich sicherlich kaum ein*e Mitarbeiter*in darum. In einem gesunden Wettbewerb sind die Motivation und Kreativität oft deutlich höher – gleichzeitig steigt natürlich auch der Spaßfaktor – sogar bei unliebsamen Aufgaben. 

Konfliktmanagement verbessern

Konflikte im Team lassen sich während eines Wettbewerbs kaum vermeiden – spätestens, wenn es um die Besprechung der Ergebnisse geht. Diskussionen über die beste und innovativste Lösung sind an dieser Stelle vorprogrammiert. Solche Konflikte sind jedoch keinesfalls schädlich für das Team, sofern alle Kollegen, Kolleginnen und der oder die Vorgesetzte gelernt haben, damit umzugehen. Durch absichtlich herbeigeführte Konflikte, die in Konkurrenzsituationen entstehen, können Teams ihr Konfliktmanagement deutlich verbessern. Sie lernen, ihre Meinung und Ideen auf professioneller Ebene zu kommunizieren und verbessern ihre Argumentationstalente, um ihre eigenen Ideen zu bewerben. Dennoch gilt zu Beginn: Die Kommunikation im Team will gelernt sein. Es gibt zahlreiche Tipps und professionelle Coachings, die bei diesem Lernprozess Unterstützung anbieten, um die Teamarbeit weiter zu verbessern.

Wie ist die Rolle der Führungskraft bei Konkurrenz im Team?

Der Chef oder die Chefin befindet sich in Bezug auf den Konkurrenzkampf unter Mitarbeiter*innen in der Regel in einer vermittelnden Position. Ist eine Konkurrenzsituation absichtlich entstanden, etwa durch einen Wettbewerb um die beste Werbestrategie für ein neues Produkt, ist die Führungskraft in der Funktion der Spielleitung. Sie legt die Rahmenbedingungen des Wettbewerbs fest, verteilt die Aufgaben und bewertet am Schluss die inhaltlichen Leistungen. Kommt es während des Projekts zu persönlichen Konflikten, tritt der Chef oder die Chefin als neutrale Vermittlungsperson auf und unterstützt das Konfliktmanagement bei Bedarf.

Wichtig ist an dieser Stelle auch die richtige Kommunikation: Allen Beteiligten muss von Beginn an klar sein, dass jede*r Einzelne individuelle Ideen entwickeln soll, um die besten Leistungen aus dem gesamten Team herauszuholen. Schlussendlich geht es aber darum, im Team die beste Idee zu entwickeln und diese im Anschluss umzusetzen. Die Einzelleistungen der Teammitglieder bilden also im Nachgang die Basis für die finale Entscheidung, die das gesamte Team trifft. Das übergeordnete Ziel ist immer das beste Gesamtkonzept, nicht die beste Einzelleistung.

Fazit: Konkurrenz im Team hat positive und negative Seiten

Konkurrenzdenken gehört in nahezu allen Branchen zum Alltag. Mitarbeiter*innen in ähnlichen Positionen vergleichen sich untereinander und möchten die besten Leistungen abliefern. Diese Konkurrenzsituation kann sich jedoch in zwei unterschiedliche Richtungen entwickeln: in inhaltliche oder in persönliche Konkurrenz. Konkurrenz auf inhaltlicher Ebene ist oft förderlich für die Motivation, die Produktivität und das Konfliktmanagement eines Teams. Persönliche Konkurrenz hingegen sorgt mit der Zeit für eine schlechte Arbeitsatmosphäre. Es ist schließlich an der Führungskraft, gesunde Bedingungen für das Konkurrenzdenken der einzelnen Teammitglieder zu schaffen und sie zum Beispiel durch klar strukturierte Wettbewerbe zu Höchstleistungen zu motivieren. Schließlich ist zu viel Harmonie auch nicht die richtige Lösung.

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