Der 1. September ist Antikriegstag – brauchen wir den noch?

Der 1. September ist Antikriegstag – brauchen wir den noch?

Seit 1957 gibt es in Deutschland den Antikriegstag, der an die Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs erinnert und vor Faschismus, Gewalt und Verfolgung erinnern soll. 

Doch: brauchen wir den heutzutage noch?

Ist der Antikriegstag Geschichte?

1957, kurz nach dem zweiten Weltkrieg, war die Spannung noch enorm, insbesondere der kalte Krieg zwischen Russland und den USA. Nach dem Mauerfall 1989/90 und somit dem Ende des kalten Krieges, könnte man meinen, ein Tag, der vor Krieg warnt, sei nun überflüssig, herrscht in Europa doch nun seit weit über 50 Jahren Frieden…

1. September 2021 – Wie viel Frieden gibt es wirklich?

Erst gestern, am 31.08.2021 sind die Truppen aus Afghanistan nach einem 20-jährigen Krieg abgezogen. In Syrien herrscht immer noch Krieg und Chaos. Mali, Nigeria, Kongo, Burundi und Äthiopien sind nur ein paar Länder, bei einer langen Liste wo überall Krieg herrscht. Darüber hinaus dürfen Handelskriege mit bspw. China und Cyberkriege mit bspw. Russland nicht vergessen werden. Und Stellvertreterkriege gibt es einige. 

…aber Europa könnte doch den Antikriegstag beenden, da ist doch Frieden…

Auch wir in Europa, insbesondere in Deutschland profitieren stark von Kriegen. Seien es Panzer, die wir beispielsweise an die Türkei verkaufen, die dann in Syrien eingesetzt werden oder Waffen, die an Saudi-Arabien verkauft werden. Neben diesen legalen Milliardendeals gibt es zudem dutzende illegale/ halb legale Waffenverkäufe aus Deutschland in andere Länder, wie vom Waffenhersteller Sig Sauer aus Schleswig-Holstein, bei denen dann Waffen gerne in Nicaragua, Mexiko und Kolumbien landen. 

Dazu kommen bspw. Themen wie der amerikanische Militärstützpunkt in Ramstein (Deutschland), von dem aus tödliche Drohnenangriffe koordiniert werden. – Wir sehen: ganz so weit weg ist der Krieg nicht und auch Deutschland ist gut mit dabei.

Was braucht es, um den Antikriegstag ernst zu nehmen?

Eigentlich ganz einfach: Eine ernstgemeinte, ablehnende Haltung zu Krieg, auch, wenn damit Scheine winken. Das Problem: Dies müsste global geschehen. 

Doch hilft es sicherlich nicht, auf die anderen zu zeigen und zu sagen, dass die und die es doch auch tun, sondern sollten wir mit gutem Beispiel voran gehen. Somit gilt es nicht nur illegale Waffenexporte aus Deutschland zu verhindern, sondern auch zu schauen, wenn es legale Waffenexporte gibt, wo diese landen und eingesetzt werden könnten, um abzuwägen, ob diese tatsächlich nur zum Schutz oder am Ende auch zum Angriff und Mord genutzt werden würden. 

Den Antikriegstag und Friedenspositionen unterstützen, aber wie?

Diesen Monat ist Bundestagswahl. Jede*r von uns hat die Möglichkeit mitzuentscheiden, welche Partei demnächst regiert. Nicht nur die Wahlprogramme für die kommende Wahlperiode zeigen an, wie die Parteien mit Krieg umgehen wollen, sondern auch ihr Handeln aus der Vergangenheit. Es lohnt sich also zu schauen, zu welcher Regierungszeit Waffenexporte besonders hoch waren und wohin sie gegangen sind. Auch hier lässt sich ableiten, wie ernst es Parteien mit der eigenen Haltung zum Antikriegstag meinen ;-)

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